Deutschland: Honeckers Staatsbesuch in Bonn

Deutschland: Honeckers Staatsbesuch in Bonn

 

Für die DDR-Führung bedeutete der Besuch des Staatsratsvorsitzenden und SED-Generalsekretärs Erich Honecker in der Bundesrepublik Deutschland, der vom 7. bis 11. September 1987 stattfand, dass ein seit langem gestecktes Ziel erreicht war. Wurde Honecker doch in der Bundeshauptstadt mit allen protokollarischen Ehren empfangen, die dem Staatsoberhaupt eines souveränen Staates zustehen. Aller Welt wurde damit vor Augen geführt, dass die Bundesrepublik Deutschland die DDR als gleichberechtigten souveränen Staat anerkannte. In Bonn fanden Gespräche zwischen Honecker und dem Bundespräsidenten, dem Bundeskanzler und anderen Politikern statt. Dabei betonte Honecker, dass es sein Ziel sei, die »Normalisierung der Beziehungen voranzubringen«. Drei Tage später in Neunkirchen erklärte er allerdings, dass uns eines Tages »die Grenzen nicht mehr trennen, sondern vereinen« können. Bundeskanzler Kohl fand verbindende, aber auch deutliche Worte. In einer Tischrede am 7. September 1987 führte er u. a. aus: »Konzentrieren wir uns in diesen Tagen auf das Machbare, und bleiben wir uns auch einig, die zur Zeit unlösbaren Fragen nicht in den Vordergrund zu stellen.« Er sagte aber auch: »Die Menschen in Deutschland leiden unter der Trennung. Sie leiden an einer Mauer, die ihnen buchstäblich im Wege steht und die sie abstößt.« Neben den politischen Gesprächen führte das Besuchsprogramm Honecker nach Nordrhein-Westfalen, nach Rheinland-Pfalz, zum Geburtshaus von Karl Marx in Trier, und nach Bayern. Im saarländischen Neunkirchen-Wiebelskirchen suchte Honecker zum erstenmal seit 39 Jahren sein Elternhaus auf.